Gelungener Start: "Dauner Gespräche" diskutierten vor fast 100 Interessierten die Zukunft der Arbeit in der Vulkaneifel

Der Auftakt eines neuen Veranstaltungsformates der WFG Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel mbH war sehr erfolgreich. Einmal im Jahr bieten die „Dauner Gespräche“ ab sofort die Möglichkeit für einen Austausch zwischen Wirtschaft, Politik und Verwaltung, um für die Vulkaneifel Positionen zu zeigen, Impulse zu setzen und Perspektiven zu eröffnen. Thema des ersten Gesprächs war im Dauner Forum die „Zukunft der Arbeit“.

Für Judith Klassmann-Laux, Geschäftsführerin der WFG Wirtschaftsförderungsgesellschaft Vulkaneifel und Abteilungsleiterin Struktur- und Kreisentwicklung beim Landkreis Vulkaneifel, war das Ziel der „Dauner Gespräche“ klar: „Wir wollen gemeinsam nach vorne schauen und einen Dialog in Gang setzen. Dafür ist das Forum in Daun genau der passende Ort. Ein Forum ist ein realer Ort oder ein virtueller Raum, in dem Fragen gestellt und beantwortet werden und Menschen miteinander Ideen und Meinungen austauschen können.“ Das Veranstaltungsformat versteht sich auch als Teil des Kreisentwicklungskonzeptes, das unter anderem die Rahmenbedingungen für unternehmerisches Handeln in der Vulkaneifel verbessern will.

Julia Gieseking, Landrätin des Landkreises Vulkaneifel , eröffnete die Gesprächsrunde mit Gedanken zur rasanten Veränderung durch die digitale Transformation. „Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Arbeitswelt, die uns große Chancen bietet, uns aber auch vor große Herausforderungen stellt. Die zunehmende Digitalisierung und die Möglich-keiten, die sich durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bieten, verändern schon jetzt die Arbeit der Verwaltung und auch die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger, die in Teilen schon einen 24/7-Service nutzen können. Neben den technologischen Aspekten gibt es auch menschliche Herausforderungen, die man bei der Suche nach Talenten gerade im ländlichen Raum erkennen muss. Junge Menschen werden sich im Laufe ihres Berufslebens in ganz anderem Maße als bisher auf neue Rahmenbedingungen einstellen und an sich selbst arbeiten müssen.“ Politik und Kommunen müssten weiterhin konsequent für gute strukturelle und organisatorische Rahmenbedingungen sorgen, die sowohl die Ansiedlung von Unternehmen als auch die Gewinnung von Fachkräften in der Region erleichtern und
attraktiv machen. Mit Unterstützung von Bund und Land gelte daher beispielsweise dem Breitbandausbau besondere Aufmerksamkeit. Die Zukunft der Arbeit in der Vulkaneifel sieht sie positiv – neben Global Playern und Hidden Champions finden sich auch gut aufgestellte Familienunternehmen in der Region.

Gordon Schnieder, Vorsitzender der CDU-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag, nahm den Gedanken der zu verändernden Rahmenbedingungen aus der Sicht der Landespolitik auf: „Bei uns sind die Rahmenbedingungen leider nicht so, dass sich die Unternehmen und deren Mitarbeitende frei entfalten können. Wir haben einen deutlichen
Anstieg der Erwerbstätigkeit, aber wir haben keine Steigerung beim Bruttoinlandsprodukt. Der produzierende Mittelstand schafft in Deutschland den Wohlstand, und in diesem Bereich gibt es im ersten Quartal 2025 in Rheinland-Pfalz einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von über 6 %. Da brauchen wir eine Wende – wir müssen mehr arbeiten. Ich bin allerdings ein Fan von Subsidiarität – ich will, dass sich Politik nur dann einmischt, wenn sie sich
einmischen muss. Unternehmen sollen selbst entscheiden, welche Arbeitszeitmodelle für sie passend sind. Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen, damit auch Menschen in unsere Region kommen, um hier zu arbeiten – dazu gehört beispielsweise für Familien, dass die Kitas verlässlich jeden Tag offen sind und die Schulen funktionieren, damit Frauen und Männer gleich arbeiten können.“ Davon sei man aber noch weit entfernt, und da sei die Politik gefordert. Um unter anderem den Investitionsstau in Schulen und Universitäten zu überwinden und die Mobilität durch verkehrstechnische Verbesserungen zu vereinfachen, sei das Sondervermögen in den nächsten zehn Jahren sinnvoll und notwendig.

Rainer Schmitz, Geschäftsführer bei der Schmitz Haustechnik GmbH , berichtete über seine Erfahrungen bei der Gewinnung und Ausbildung von Fachkräften. „Die Ausbildungszahlen in unserem Betrieb steigen wieder. Das ist das Ergebnis eines intensiven Kontaktes zu den Schulen und den potenziellen Azubis, denen wir die interessanten
Chancen und Perspektiven im Handwerk vermitteln. Die zunehmenden technischen Herausforderungen machen die Berufsausbildung immer attraktiver und herausfordernder für viele junge Menschen.“ Das Ziel des Familienunter-nehmens aus der Vulkaneifel sei die langfristige Bindung von Mitarbeitenden, und die Basis dafür werde bei der individuellen Förderung und Begleitung der Auszubildenden gelegt. Gleichzeitig bemüht man sich auchengagiert um die Gewinnung und Förderung von Fachkräften – auch aus dem Ausland.

Für Sabine Diße, Geschäftsführerin des kaufmännischen Bereichs bei der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG, stellt sich die Situation bei einem Global Player komplexer dar. „Wir sind authentisch und fokussieren uns darauf, zu erklären, wo wir stehen, und bewerben uns praktisch bei den Menschen – gerade bei der jungen Generation. Und da möchten wir den Bewerberinnen und Bewerbern Anreize bieten, unmittelbar nach dem Schulabschluss direkt zu uns zu kommen. Auch wenn wir ein großes Unternehmen sind, steht doch immer der einzelne Mensch mit seinem individuellen Lebensumfeld im Mittelpunkt, dem wir mit sehr flexiblen Arbeitszeitmodellen gerecht werden wollen, die sowohl auf junge Menschen, auf Familien als auch auf ältere Mitarbeitende zugeschnitten sind. Wir verstehen uns da als ein Mehrgenerationenhaus.“ Der große Name des Unternehmens spiele zwar vielleicht eine Rolle, aber es gehe um bestmögliche Arbeitsbedingungen, permanente Weiterbildungsangebote und die Attraktivität moderner Beschäftigungsmodelle im digitalisierten 21. Jahrhundert. Um Fachkräfte finden und binden zu können, sei das
Unternehmen sehr daran interessiert, gute infrastrukturelle Rahmenbedingungen bei der Mobilität und den Bildungs-angeboten zu haben, und deshalb sei der Dialog mit der Politik so wichtig.

Annika Görgen, Steuerberaterin und Mitglied des Managing Boards der Steuerberatungsgesellschaft Lehnen & Partner, betonte die Bedeutung der lokalenEbene für die Zukunft der Arbeit. „Moderne Unternehmenskultur beginnt für uns mit
Sichtbarkeit. Es ist wichtig, dass Unternehmen nicht nur ihre Werte definieren – diese müssen auch vor Ort erkennbar sein und gelebt werden. Ein wesentlicher Faktor für herausragende Arbeitsergebnisse und funktionierende Teams ist daher für uns die Investition in sehr gut ausgebildete Führungskräfte, die unsere Unternehmensphilosophie an den unterschiedlichen Standorten des Unternehmens in den beruflichen Alltagtransportieren.“ Die wachsende Zahl der Mitarbeitenden erfordere, dass Strukturen transparent aufgebaut und Aufgaben klar definiert werden. ‚New Work‘ heiße eben nicht, dass alle nur noch von Mallorca aus arbeiten würden, sondern dass es im unmittelbaren Miteinander eine offene Fehlerkultur und eine offene Feedback-Kultur geben sollte. Dann hätten alle Mitarbeitenden eine echte Chance, sich weiterzuentwickeln.

Nico Pfeiffer von der FELUWA Pumpen GmbH hat mit einem dualen Studium der Elektrotechnik den Grundstein für einen erfolgreichen Berufsweg gelegt: „Ich wollte einen unmittelbaren Bezug zwischen dem theoretisch erworbenen Wissen von der Hochschule und der konkreten betrieblichen Praxis haben. Das Unternehmen hat mir diese Möglichkeit
geboten, und da ich in meinem Jahrgang der einzige duale Student bei der FELUWA war, gab es auch von beiden Seiten das klare Ziel der Übernahme und Weiterbeschäftigung nach der Ausbildung. Das war bei anderen Kommilitonen in anderen Firmen nicht immer der Fall. Ich habe bewusst in meiner Heimat diese Chance ergriffen, und der Standort in der Vulkaneifel war überhaupt kein Nachteil.“ Er stellt sich im Unternehmen den technologischen Herausforderungen wie der KI in gleicher Weise wie Betriebe in Metropolregionen und integriert den digitalen Wandel mit seinen oft verblüffenden Möglichkeiten in den Arbeitsalltag.

Aktive Werbung und schnellere Abläufe: In der Diskussion wurde eine stärkere Information an den Schulen für die anspruchsvollen Ausbildungen im Handwerk als Gegenbewegung zu einer „Überakademisierung“ gefordert. Aktive Präsenz an Schulen und Hochschulen und eine aktive Social-Media-Präsenz seien unabdingbar für eine Ansprache
potenzieller Azubis und deren Familien. Bei der Anwerbung von ausländischen Fachkräften sind deutsche Sprach-kenntnisse oft ein entscheidender Punkt, und ein interkulturelles Verständnis sei ein wesentlicher Integrationsfaktor. Oft scheiterten erfolgreiche Anwerbungen allerdings an zu langsamen Verfahren und bürokratischen Hürden, die in einer digitalisierten Gesellschaft weder zeitgemäß noch akzeptabel seien.

Vereinfachungen schaffen: Die Fragen und Anregungen von Unternehmern aus dem Publikum drehten sich um die realistischen branchenspezifischen Möglichkeiten flexiblerArbeitszeitmodelle und forderten vor allem dringend einen Bürokratieabbau auf der Bundes-, Landes- und kommunalen Ebene. Wenn es schnellere Entscheidungen gäbe, könnte
unternehmerisch effektiv gehandelt werden, und so das Ziel erreicht werden, eine nachhaltig positive Entwicklung der Vulkaneifel als liebens- und lebenswerte Region mit leistungsbereiten Menschen zu erreichen.

Fortsetzung folgt: Die Premiere war gelungen, das neue Veranstaltungsformat haben alle Beteiligten aktiv angenommen, und unterschiedliche Perspektiven wurden deutlich. Die „Dauner Gespräche“ werden auch 2026 wieder ein Forum für einen wichtigen und interessanten Austausch zwischen Politik, Unternehmen und Verwaltung bieten.

Bild: WFG Vulkaneifel mbH

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